Reliquie

  • Eine Reliquie (von lat. reliquiae „Zurückgelassenes, Überbleibsel“) ist ein Gegenstand religiöser Verehrung, besonders ein Körperteil oder Teil des persönlichen Besitzes eines Heiligen. Eine Sonderform sind Berührungsreliquien, also Gegenstände wie Kleidungsstoffe, mit denen der Heilige in Berührung kam oder gekommen sein soll.

    reliquie-1.jpgBereits in der frühen christlichen Kirche entwickelte sich eine besondere Verehrung der Märtyrer. Der erste biblische Beleg für Reliquien findet sich in der Apostelgeschichte, wo die Gläubigen dem hl. Paulus Tücher wegnahmen und diese dann auf die Kranken legten, die geheilt wurden.

    Veranlasst durch Wunderberichte wurden seit dem Frühmittelalter den Reliquien der Märtyrer heilsame Wirkung zugeschrieben. Die großen Kathedralen des Mittelalters verdanken ihre Entstehung und ihren Ruhm vor allem hochverehrten Reliquien – etwa der Heiligen drei Könige im Kölner Dom oder der Reliquien der hl. Ursula und ihrer Gefährtinnen in St. Ursula in Köln.


    Kategorisierung

    1. Reliquien erster Klasse sind alle Körperteile von Heiligen, insbesondere aus dem Skelett (ex ossibus, aus den Knochen), aber auch Haare, Fingernägel und, soweit erhalten, sonstige Überreste, in selteneren Fällen auch Blut. Bei Heiligen, deren Körper verbrannt wurden, gilt die Asche als Reliquie erster Klasse.
    2. Reliquien zweiter Klasse (ex indumentis), auch echte Berührungsreliquien genannt, sind Gegenstände, die der Heilige zu seinen Lebzeiten berührt hat, insbesondere Objekte von besonderer biographischer Bedeutung. Dazu gehören etwa bei heiliggesprochenen Priestern und Ordensleuten ihre Gewänder, bei Märtyrern auch die Foltergeräte und Waffen, mit denen sie ums Leben gebracht wurden.
    3. Reliquien dritter Klasse oder mittelbare Berührungsreliquien sind Gegenstände, die Reliquien erster Klasse berührt haben. Solche Objekte, in der Regel kleine Papier- oder Stoffquadrate, die kurz auf die Reliquien gelegt und hinterher auf Heiligenbildchen geklebt werden, werden in vielen katholischen Wallfahrtsorten, besonders in Südeuropa, an Pilger abgegeben.

    Eine Stellung außerhalb dieses Schemas kommt den sogenannten biblischen Reliquien zu, also den Gegenständen, die mit dem neutestamentlichen Heilsgeschehen, insbesondere mit Jesus Christus und der Mutter Gottes, aber auch mit Johannes dem Täufer, in direkte Verbindung gebracht werden.

    Dazu zählen vor allem die Kreuzreliquien, kleine Holzsplitter vom Kreuz Christi, von denen viele tausende über die ganze Welt verteilt in katholischen und orthodoxen Kirchen verehrt werden. Zu den Gegenständen, die Bezüge zur Passion, also zur Leidensgeschichte Jesu aufweisen, gehören daneben auch die Lanze, die bei der Kreuzigung verwendet wurde, oder Partikel der Kreuznägel (etwa in der Eisernen Krone der Langobarden), Partikel der Dornenkrone (in Notre-Dame de Paris), ferner das Turiner Grabtuch, das Schweißtuch der Veronika (im Petersdom in Rom) wie auch die anderen Leidenswerkzeuge. In ähnlicher Weise werden Gewänder verehrt, die Maria und Jesus zu Lebzeiten getragen haben sollen, etwa der Heilige Rock in Trier, die Sandalen Jesu in Prüm sowie Windel und Lendenschurz Jesu in Aachen. Die Gewänder Mariens (Schleier, Gürtel) zähl(t)en zu den Reliquien in Konstantinopel, Paris und anderswo. Viele der bedeutendsten biblischen Reliquien befanden sich lange Zeit in Konstantinopel und gelangten erst nach der Eroberung der Stadt durch den Vierten Kreuzzug im Jahr 1204 in den Westen.


    Eine Reliquie zweiter Klasse von Anna Maria Taiga


    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia