Pontius Pilatus

  • Pontius Pilatus war in den Jahren von 26 bis 36 n. Chr. Präfekt (Statthalter) des römischen Kaisers Tiberius in den Provinzen Judäa und Samaria. Bekannt wurde er vor allem durch die Passionsgeschichte im Neuen Testament der Bibel. Dort wird berichtet, dass er Jesus von Nazaret zum Tod am Kreuz verurteilte.

    pontiuspilatus-1.jpgPilatus’ Geburtsjahr und Geburtsort sind unbekannt. Da der Gentilname Pontius bei den Samniten vorkommt, wurde von einigen Wissenschaftlern eine Herkunft der Familie aus Samnium angenommen. Im Jahre 26 wurde Pilatus auf Veranlassung von Lucius Aelius Seianus, einem Vertrauten des Kaisers Tiberius, zum Präfekten der römischen Provinz Judäa ernannt. Pilatus war der fünfte Präfekt dieser Provinz und folgte Valerius Gratus (Statthalter 15–26 n. Chr.) nach. Die Ernennung zeigt, dass Pilatus dem Ritterstand (equester ordo)angehörte.
    Ein römischer Präfekt wurde üblicherweise durch den Kaiser bestimmt. Während der Regierungszeit des Tiberius, faktisch ab dem Jahre 21 n. Chr., besaß der Kommandeur der Prätorianergarde, Seianus, bei Tiberius so großen Einfluss, dass er auch bei der Ernennung der Präfekten Einfluss nehmen konnte. Die Ernennung des Pontius Pilatus fällt genau in den Zeitraum des Rückzugs des Tiberius nach Capri. Vermutungen, Pilatus sei durch den judenfeindlichen Seianus gezielt eingesetzt worden, um gegen die aufständischen Juden mit Gewalt vorzugehen, sind nicht belegbar. Oft wird ungeschicktes Verhalten des Pilatus während seiner Amtszeit von Historikern als Beleg für seine anti-jüdische Haltung angesehen. Es sind daher vor allem auch jüdische Quellen (vor allem Flavius Josephus), von denen die harte Amtsführung des Pilatus betont wird. Unabhängig von dieser Diskussion ist es bemerkenswert, dass Pilatus die Provinz Judäa immerhin zehn Jahre lang verwalten konnte, was für ein großes Durchsetzungsvermögen in einer der unruhigsten Provinzen des Reiches spricht.
    Ein Ereignis im Sommer des Jahres 36 führte wahrscheinlich zu seiner Absetzung. Pilatus ließ mit brutaler Gewalt den Zug von Leuten aus Samaria auf den heiligen Berg Garizim unterbinden. Er wurde daraufhin durch den Legaten Syriens, Vitellius, abberufen, um sich vor Tiberius zu rechtfertigen. Zu den Vorwürfen, die man ihm machte, gehörte unter anderem auch, er habe sich am Tempelschatz bereichert und auf Kosten der Staatskasse eine Wasserleitung in sein Haus legen lassen. Philo von Alexandria zählt folgende Anklagepunkte auf: Bestechungen, Beleidigungen, Raub, Gewalttätigkeit, Zügellosigkeit, wiederholte Hinrichtungen ohne juristisches Verfahren, konstante Ausübung von extrem leidvoller Grausamkeit. Vitellius setzte stattdessen Marcellus ein.
    Obwohl es relativ häufig, vor allem in den Legenden um Pilatus, behauptet wird, gibt es keinerlei Hinweise dafür, dass er sich jemals vor Tiberius für das Urteil über Jesus rechtfertigen musste. Als Pilatus nach seiner Abberufung in Rom eintraf, war Tiberius bereits tot, sodass unbekannt ist, ob es zu einem Verfahren um ihn kam und was weiter mit ihm geschah. Der Hinweis des christlichen Chronisten Eusebius von Caesarea, Pilatus habe im Jahr 39 unter Caligula erzwungenen Selbstmord begangen, ist historisch ebenso unsicher wie die Legenden um seine Verbannung nach Vienne in Südfrankreich. Es gibt zudem sehr unterschiedliche Angaben zum Jahr seines Todes, die eher einen legendarischen Hintergrund haben, als dass sie historische Fakten darstellen.

    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia