Martin von Tours

  • Bischof
    geboren: um 316 in Savaria, heute Steinamanger, Ungarn
    gestorben: 8. November 397 in Candes bei Tours, Frankreich
    Patron der Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Mainz; des Burgenlandes; des Kanton Schwyz; der Soldaten, Kavalleristen und Reiter; der Pferde und Hufschmiede, Weber, Gerber, Schneider, Gürtelmacher, Handschuhmacher, Hutmacher, Ausrufer, Hoteliers, Müller, Bürstenbinder, Böttcher, Winzer, Hirten und Gastwirte; der Reisenden; der Armen und Bettler; der Gefangenen; der Abstinenzler; der Haustiere und Gänse; gegen Ausschlag, Schlangenbiss und Rotlauf; für das Gedeihen auf den Feldern.
    Darstellung: Am Meisten dargestellt wird die Szene der Mantelteilung, aber auch andere Szenen aus dem Leben Martins werden oft dargestellt; so die Erweckung eines toten Kindes durch Martin oder der Tod und die Aufklärung Martins, die Fällung eines Götzenbaumes durch den Bischof oder Martin im Gespräch mit Brictius.

    martinvontours-1.jpgMartin wurde im Jahr 316 in Samaria in Pannonien, dem heutigen Steinamanger in Ungarn, geboren. Sein Vater, ein Italiener, war hier angesiedelt worden, nachdem er seine Jahre als römischer Offizier abgedient hatte. Seine christliche Erziehung erhielt Martin in der Heimatstadt des Vaters, im oberitalienischen Pavia. Als der Junge zehn Jahre alt war, wurde er in die Reihe der Taufbewerber (Katechumenen) aufgenommen. Schon jetzt war in dem Kind der Wunsch vorhanden, einmal als Einsiedler zu leben.

    Martins Vater aber, der selbst sein Leben lang nichts anderes gekannt hatte als das Soldatenleben, trug dafür Sorge, dass der Sohn in seine Fussstapfen trat und brachte ihn bereits im Alter von 15 Jahren in der gallischen Armee unter. Zwar nicht mit dem Herzen, aber trotzdem zuverlässig und mutig erfüllte Martin seine Pflicht als Soldat; schon bald wurde er zum Offizier ernannt.

    In dieser Zeit nun geschah jenes Wunder, das Martin unvergessen machen sollte: das Mantel-Wunder. An einem eiskalten Winterabend ritt Martin auf ein Truppenlager in Amiens nördlich von Paris zu. Am Stadttor sprach ihn ein halbbekleideter Bettler an und flehte um eine Gabe. Martin hatte jedoch weder Geld noch Essen b ei sich und wusste zunächst nicht, wie er dem Mann helfen sollte. Da aber kam ihm ein Gedanke: Er nahm seinen weiten Offiziersmantel und zerteilte ihn mit seinem Schwert in der Mitte. Eine Hälfte warf Martin dann dem vor Kälte zitternden Bettler zu, damit dieser sich wenigstens erwärmen konnte.

    Die Legende erzählt nun, dass Martin in der folgenden Nacht Jesus Christus erblickte, der mit der Hälfte seines Mantels bekleidet war. Und er hörte, wie der Sohn Gottes zu den Engeln sagte: "Martinus, der erst auf dem Weg zur Taufe ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet." Diese Worte Christi sollten bedeuten: Was du einem meiner geringsten Brüder tust, das tust du mir.

    Nach diesem tiefgreifenden Erlebnis ließ sich Martin taufen und nahm bald darauf Abschied vom Soldatendienst. Christentum und Kriegsdienst ließen sich in seinen Augen unmöglich miteinander verbinden. Er begab sich nach Poitiers, um dort von dem überall gerühmten Hilarius, der Jahre später Bischof von Poitiers werden sollte, mehr über den Christenglauben zu erfahren.Hilarius wurde Martins Lehrer und Vorbild.

    Bald war Martin nur noch von einem Gedanken besessen: Er wollte in seiner Heimat missionieren, wollte unter seinen Landsleuten gegen Heidentum und Arianismus kämpfen. Martin ging nach Pannonien zurück und konnte als erstes seine Mutter bekehren. Doch damit war seine Mission auch schon beendet: Wütende arkadische Bischöfe vertrieben Martin aus seiner Heimat. Enttäusch und verbittert zog sich der gescheiterte auf die Insel Gallinara zurück, ein winziges Eiland vor der Stadt Albenga an der italienischen Riviera, das sich heute in Privatbesitz befindet. Hier lebte Martin in den folgenden Jahren als Einsiedler, so, wie er es sich in seiner Kindheit immer gewünscht hatte.

    Um das Jahr 360 rief Hilarius, der seit 356 Bischof von Poitiers war und gerade aus einer von arianischen Gegnern erwirkte Verbannung in Phrygien zurück gekehrt war, seinen einstigen Schüler nach Poitiers zurück.Etwa acht Kilometer südlich von Poitiers, in Liguge, errichtete Martin eine Einsiedlerzelle, aus der sich in der Folgezeit ein berühmtes Kloster entwickelte, das erste Kloster Galliens überhaupt.

    Etwa ein Jahrzehnt später, man schrieb 371/372, wählten Klerus und Volk den inzwischen berühmten Martin zum neuen Bischof von Tours, der Diözese nördlich von Poitiers. Auch in diesem hohen Amt behielt Martin seinen Lebensstiel bei. Er verließ das ihm zustehende Bischofshaus und zog mit ein paar Mönchen vor die Tore der Stadt in einige armselige Holzhütten. Aus dieser Einsiedelei entwickelte sich dann im Lauf der Jahre das bedeutende Kloster Marmoutier, das zu einem Mittelpunkt des asketischen und des kulturellen Lebens im Abendland wurde.

    Voller Tatendrang und mit großem Gerechtigkeitssinn waltete Martin in den folgenden fast 30 Jahren seines Bischofsamtes. Leidenschaftlich verkündete er besonders in den ländlichen Gebieten das Evangelium und bekämpfte das hier vorherrschende Heidentum. Seine Missionsreisen führten Martin durch die gesamte Diözese, überall kümmerte er sich um bestehende Missstände. Dieses große Engagement brachte ihm die Liebe und Achtung des Volkes, vor allem der von ihm unterstützten Armen ein, aber auch eine starke Abneigung von Seiten des sehr verweichlichten, teilweise zuchtlosen Klerus. Doch Martin ließ sich durch keinen Angriff gegen seine Person von seinem umfassenden Missionswerk abbringen. Für ihn kam seine Ernennung zum Bischof dem Auftrag zur Missionierung gleich, und diesen Auftrag Gottes wollte er voll und ganz erfüllen.

    Auf einer Seelsorgereise durch sein Bistum starb Martin von Tours am 8. November 397 im Alter von etwa 80 Jahren in Candes, südwestlich von Tours.


    Hinweise

    Quelle
    Schauber-Schindler, Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf