Beromünster, Luzern

  • In Beromünster, einem historischen Marktzentrum im Norden des Kantons Luzern, befindet sich das im Mittelalter gegründete Chorherrenstift St. Michael. In der Geschichte des Chorherrenstifts entstand wegen der Namensform und Bemerkungen in frühen Archivquellen die nicht näher verifizierbare Legende, der Aargaugraf Bero habe das Stift im 10. Jahrhundert eingerichtet.

    beromuenster-1.jpgIm Jahr 1036 regelte Graf Ulrich von Lenzburg die Schutzaufsicht über das Stift und die Verfügung über dessen Grundbesitz neu. In der Schenkungsurkunde von 1036, die nicht im Original, sondern nur in einer späteren Abschrift überliefert ist, wird die «dem Hl. Michael geweihte Chorherrengemeinschaft in der Ortschaft Beromünster» zum ersten Mal erwähnt. Die Urkunde verweist im allgemeinen Sinn auf die Vorfahren des Grafen als Stifter der Institution. Die Kirche von Beromünster diente dem aargauischen Grafengeschlecht wohl als Grabstätte. 1045 bestätigte König Heinrich III. bei seinem Aufenthalt in Solothurn die Stellung und den Grundbesitz von Beromünster.

    Das Lenzburger Stift lag ursprünglich auf dem Gebiet der alten Dorfsiedlung Gunzwil. Allmählich entwickelte sich neben der Konventanlage eine Dorfsiedlung mit Markt und einem eigenen Rat. Der Grundbesitz des Chorherrenstifts lag einerseits im Michelsamt, der Region um Beromünster mit Ermensee, und umfasste andererseits auch zahlreiche Güter und Rechte in einem weiten Gebiet des Mittellands, vor allem in den Kantonen Luzern, Aargau und Solothurn, zudem in der Innerschweiz und Streubesitzungen bis in die Nord- und Westschweiz und nach Süddeutschland. Dazu gehörten Patronatsrechte in vielen Pfarreien.

    Beromünster kam nach dem Aussterben der Lenzburger im Jahr 1173 an die Grafen von Kyburg. Kaiser Friedrich I. bestätigte umgehend mit einer ausführlichen Urkunde die Besitzungen des Stifts; darin sind dem Kloster gehörende Rechte und Güter in ungefähr 100 Ortschaften aufgeführt. 1264 ging das Stift St. Michael an die Habsburger über.

    Bei der Eroberung des habsburgischen Aargaus durch die Eidgenossen 1415 kam das Stift mit dem ganzen Michelsamt an Luzern. Die bisher mehrheitlich adeligen Chorherren wurden nun mehr und mehr durch Söhne der Luzerner Patrizierfamilien abgelöst. Von deren Reichtum und Kunstverständnis zeugen noch heute die herrschaftlichen Stiftshäuser (Chorhöfe) rings um die Kirche.
    Von 1470 bis 1475 arbeitete im Chorherrenstift Beromünster eine Druckerwerkstatt, welche der Chorherr Helias Helye (geb. um 1400) errichtet hat. Hier wurde als erstes das lateinische Nachschlagewerk zur Bibel Mammotrectus (deutsch etwa „Der an der Mutterbrust Genährte“) des Johannes Marchesinus (alias Giovanni Marchesini, gest. 1299) gedruckt.
    Die Erschütterungen beim Franzoseneinfall 1798 hat das Stift zwar überstanden, aber nicht ohne massive Einbussen. Schwerer als der Verlust eines grossen Teils des Kirchenschatzes und die finanzielle Belastung durch Kriegssteuern wog die Auflösung der Feudalrechte durch die Revolution. Dadurch verlor das Stift seine Besitzungen und die damit verbundenen Einkünfte. Seit dem Wessenberg-Konkordat von 1806, einer Übereinkunft zwischen dem Kanton Luzern und der Regierung des Bistums Konstanz, sind die 18 Chorherrenpfründen für betagte Geistliche der deutschsprachigen Bistümer der Schweiz reserviert.

    Dank den archäologischen und baugeschichtlichen Untersuchungen im Stiftsareal sind Überreste von Kirchen und Kapellen aus dem Früh- und dem Hochmittelalter bekannt. Demnach standen auf dem Platz der Stiftskirche des 11. Jahrhunderts bereits eine Vorgängerkirche und eine ältere Kapelle, die nur bis 1693 bestehende St. Peters-Kapelle. Die Bauzeit der Stiftskirche passt nach dem baugeschichtlichen Befund offenbar in die Zeit ver der Niederschrift der Urkunde von 1036.[4] Das aufgehende Mauerwerk der frühromanischen Basilika ist im heutigen Bauwerk noch weitgehend erhalten. Der Kirchturm stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert. Im 17. und 18. Jahrhundert liess das Stift die Kirche in drei Bauetappen renovieren und im barocken Stil ausschmücken. Im 17. Jahrhundert entstand das reich verzierte Chorgestühl in der Kirche. 1771 bis 1775 schuf Joseph Ignaz Weiss das Heiliggrab, die Deckengemälde und das Hochaltarbild. Im Umkreis der Stiftskirche stehen die Chorherrenhäuser.


    In einer Kartusche das Wappen des Aargaugrafen Bero, einfach behelmt mit Zier


    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia