Pio von Pietrelcina

  • Priester, Kapuziner
    geboren: 25. Mai 1887 in Pietrelcina, Italien
    gestorben: 23. September 1968 in San Giovanni Rotondo, Italien

    piovonpietrelcina-1.jpgFrancesco Forgione war das achte Kind von Grazio Forgione, einem Bauern, und Maria Giuseppa di Nunzio. Am 6. Juli 1902 bewarb er sich als Postulant bei den Kapuzinern in San Giovanni. Nach der Schulzeit trat er am 22. Januar 1903 als Novize in den Kapuzinerorden ein und erhielt den Ordensnamen Pio (der Fromme). Zu dieser Zeit war Bruder Pio bereits an Tuberkulose erkrankt. Nach den zeitlichen Gelübden am 22. Januar 1904 begann Bruder Pio mit dem Studium, legte am 27. Januar 1907 die ewigen Gelübde ab und wurde am 10. August 1910 zum Priester geweiht. Anschließend war er Kaplan des Priesters von Pietrelcina und wurde im November 1915 als Sanitäter zum Militärdienst einberufen. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes musste er den Dienst oft durch Genesungsurlaube unterbrechen. Schließlich wurde er für dienstuntauglich erklärt. Nach Aufenthalten in verschiedenen Klöstern kam Bruder Pio 1916 in das Kapuzinerkloster von San Giovanni Rotondo, in dem er bis zu seinem Tod lebte.

    Am 10. September 1910 trat eine Stigmatisation in Form von Hautrötungen auf, was von der Kirche auf sein intensives Nachempfinden des Leiden Christi zurückgeführt wird, von Kritikern auf die angebliche Verwendung ätzender Substanzen. Ab 20. September 1918 wurden Wunden an Brust, Händen und Füßen sichtbar. Die Stigmata führten zu wiederholten, kirchlich angeordneten medizinischen Untersuchungen. Um die Wunden an den Händen zu verbergen, trug Pater Pio meist fingerlose Handschuhe.

    Trotz großer – auch kirchlicher – Zweifel an der Echtheit der Stigmata reisten zunehmend Pilger nach San Giovanni Rotondo zu den Heiligen Messen Pater Pios und suchten ihn als Beichtvater auf. Zeitweise verboten die Oberen, dass er sich in der Öffentlichkeit zeigte. Der italienische Historiker Sergio Luzzatto zitiert Johannes XXIII., dem zufolge Pio „intime und unanständige Beziehungen mit den Frauen, die seine Prätorianergarde bilden“, unterhalten haben soll. Luzzatto behauptet des Weiteren, dass Pio um 1920 offen die im Aufwind begriffene faschistische Bewegung unterstützt habe und sich damals „um Padre Pio herum ein klerikal-faschistisches Gemisch herausgebildet“ habe.

    Nach Luzzatto sind die Wunden Pater Pios auf den gezielten Einsatz von Karbolsäure (Phenol) zurückzuführen und damit ohne übernatürliche Verursachung erklärbar. Luzzatto fand Apothekenbestellungen Pios, nach denen dieser in größeren Mengen das Nervengift Veratrin orderte, dessen Einnahme eine Unempfindlichkeit gegen Wundschmerzen zur Folge hat. Nachdem entsprechende Veröffentlichungen in Italien Aufsehen erregt hatten, erklärte der Kapuzinerorden im September 2007, Pio sei in seinem Konvent auch für medizinische Dienste zuständig gewesen und habe das Antiseptikum Phenol zur Desinfektion von Spritzen benutzt.

    Seit 1940 betätigte sich Pater Pio als Heiler und sprach Prophezeiungen aus. So wird ihm nachgesagt, dem jungen Priester Karol Wojtyła 1947 sowohl die Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche als auch das Attentat von 1981 vorausgesagt zu haben. Ebenfalls 1940 begann Pater Pio, Spenden für ein Krankenhaus zu sammeln. 1956 schließlich wurde die Casa Sollievo della Sofferenza in San Giovanni Rotondo eröffnet, die damals zu den größten und modernsten Kliniken Süditaliens zählte. Als er 1968 mit 81 Jahren starb, sollen über 100.000 Menschen an seinem Begräbnis teilgenommen haben.



    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia