Grüssau, Polen

  • Das Kloster Grüssau (polnisch: Opactwo Cysterskie w Krzeszowie; tschechisch: Klašter Křesobor) ist eine ehemalige Zisterzienserabtei im gleichnamigen Ortsteil Krzeszów der Landgemeinde Kamienna Góra (Landeshut) im Powiat Kamiennogórski in der Wojewodschaft Niederschlesien.

    gruessau-1.jpgBenediktinerpropstei 1242

    Die Stiftung der Benediktinerpropstei erfolgte am 8. Mai 1242 durch Herzogin Anna von Böhmen, Witwe des Herzogs Heinrich II. des Frommen. Die Propstei wurde mit Benediktinermönchen des böhmischen Klosters Opatovicebesiedelt, die das Tal des Zieder urbar machen sollten. Es ist nicht bekannt, warum sich das Kloster nicht entfalten konnte und weshalb die Benediktiner die Grüssauer Propstei 1289 aufgegeben haben.

    Zisterzienserkloster 1292–1810

    Die Stiftungsurkunde für die Zisterzienserabtei unterzeichneten 1292 der Stifter Bolko I., sein Bruder Heinrich V. und der Breslauer Bischof Johann III. Romka. Zur finanziellen Ausstattung des Klosters gehörten zunächst 14 Dörfer und die Stadt Liebau mit allen Abgaben, Rechten und Pflichten sowie kraft herzoglicher Vollmacht auch das Blutgericht, für das Liebau zum Gerichtsort bestimmt wurde. Der Stifter erwartete von den Zisterziensern eine weitere Kolonisierung des Landes sowie die Gründung weiterer Ortschaften. Bereits am 7. August 1292 hatte Abt Friedrich von Heinrichau zwölf Mönche sowie den Gründungsabt Theoderich nach Grüssau entsandt, wo sie zwei Tage später ankamen. Die Klosterkirche wurde 1292 geweiht, die Klostergebäude einige Jahre später errichtet.
    In den Hussitenkriegen wurden das Kloster und das dazugehörende Stiftsland 1426–1427 schwer verwüstet; mehrere Mönche wurden getötet. Kirche und Kloster waren erst 1454 wieder aufgebaut. Während der Reformationging die Zahl der Mönche stark zurück. Auch im Dreißigjährigen Krieg wurde Grüssau schwer heimgesucht. Bald erlangte es jedoch seine wirtschaftliche Kraft und seine religiöse Bedeutung zurück und wurde ein Zentrum der Gegenreformation in Schlesien.
    Zu den Hauptaufgaben der Mönche gehörte die Seelsorge in den zwölf Stiftspfarreien und die Betreuung der Wallfahrer zum „Gnadenbild Unserer Lieben Frau“. Äbte und Mönche leisteten einen großen Beitrag zur geistigen und kulturellen, aber auch zur wirtschaftlichen Entwicklung des Stiftslandes.
    Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Grüssau wie fast ganz Schlesien, das bis dahin ein Nebenland der Krone Böhmens gewesen war, an Preußen. Wegen der nachfolgenden Kriegslasten, mit denen auch das Kloster Grüssau belegt wurde, konnte der geplante Neubau des Klosters erst unter Abt Placidus Mundfering (1768–1787) begonnen werden. Er blieb jedoch in Teilen unvollendet, da die Abtei im Zuge der Säkularisierung durch den preußischen Staat 1810 aufgelöst wurde. Das in hoher religiöser und kultureller Blüte stehende Kloster wurde dadurch bedeutungslos. Große Teile der Bibliothek und der künstlerischen Ausstattung gelangten nach Breslau. Die Klosterkirche wurde als Pfarrkirche umgewidmet, die Klosteranlage teilweise Staatseigentum, ebenso das Bolkenhainer Burglehen.

    Neubesiedlung durch deutsche Benediktiner aus dem Prager Emauskloster 1919

    1919 konnte das Kloster Grüssau mit den aus Prag ausgewiesenen deutschen Beuroner Benediktinern des Emausklosters wieder besiedelt werden. Der Konvent wurde 1924 durch Papst Pius XI. zur Abtei erhoben, die unter Abt Albert Schmitt erneut ein religiös-kultureller Mittelpunkt der Region wurde. Von 1930 bis 1931 wurde der abgebrannte Nordturm des Grüssauer Münsters erneuert, anschließend wurden bis 1933 die restlichen Baulichkeiten renoviert.
    Nach der Renovierung des Grüssauer Gnadenbildes 1937 wurde die Wallfahrt nach Grüssau neu belebt. Ab 1938 fanden umfangreiche Renovierungsmaßnahmen an der Münsterfassade und an der St.-Josephs-Kirche statt, wobei zahlreiche der stark verwitterten Kolossalfiguren des Fassadenschmucks erneuert und die fast 50 Fresken in der St.-Josephs-Kirche freigelegt wurden. Der Abschluss der Arbeiten wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verzögert. Erst 1944 konnten die letzten Baugerüste entfernt werden.

    Neubesiedlung durch polnische Benediktinerinnen 1947

    1947 wurde das Kloster Grüssau, das 1945 als Folge des Zweiten Weltkriegs wie fast ganz Schlesien an Polen gefallen war, durch polnische Benediktinerinnen, die Lemberg im sowjetisch gewordenen Ostpolen verlassen mussten, besiedelt. Als deren Spiritual wirkte der Benediktiner Nikolaus von Lutterotti, der wegen seiner italienischen Staatsangehörigkeit nicht vertrieben wurde und bis 1954 auch die Seelsorge der zurück gebliebenen Deutschen fortführen durfte.
    Während der kommunistischen Ära ging die Bedeutung Grüssaus, das 1945 in „Krzeszów“ umbenannt worden war, als Wallfahrtsort zurück. 1953 wurden die kostbaren Barockparamente entfernt; die rund 500.000 Bände umfassende Bibliothek und das Klosterarchiv wurden nach Breslau verbracht. Nach der politischen Wende von 1989 nahm die religiöse Bedeutung als Wallfahrtsort wieder zu.



    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia