Maria Lanzendorf, Niederösterreich

  • Maria Lanzendorf zählt zu den ältesten Wallfahrtsorten Österreichs. Die Kirche ist der Schmerzensmutter, der Pieta, geweiht und mit besonderen Gnadengaben ausgestattet. Seit Jahrhunderten erfahren hier Pilger von nah und fern Nähe und Beistand, aber auch Trost und Hilfe der Schmerzensmutter, selbst dargestellt in tiefstem Leid einer Mutter mit ihrem geschundenen, toten Sohn in den Armen.

    marialanzendorf-1.jpgDie erste urkundlich gesicherte Erwähnung des Gnadenortes „Maria auf der Heyd“ stammt aus dem Jahr 1145. In dieser Urkunde wird erwähnt, dass eine ältere, von Feinden zerstörte Kirche wieder aufgebaut worden ist. Eine aus dem Jahr 1267 stammende Anordnung besagt, dass in dieser Kirche, vermutlich einer kleinen Kapelle, täglich die Hl. Messe zu feiern sei, und 1418 wurde Maria Lanzendorf erstmals als Wallfahrtsort erwähnt.
    Die nächsten gesicherten Daten stammen aus der Zeit der Türkenkriege (1. Türkenbelagerung Wiens:1529; 2. Türkenbelagerung Wiens: 1683) und der Pestepidemie in Wien (1679). 1544 berichtete eine geistliche Untersuchungskommission, dass Kirche und Pfarrhof seit dem Türkeneinfall von 1529 verwüstet und nicht wieder aufgebaut worden seien.
    In den folgenden Jahren muss das Kirchlein auf der Heide revitalisiert worden sein, denn aus Berichten geht hervor, dass Priester aus Oberlaa und aus St. Stephan in Wien zur Feier des Messopfers in die Kapelle kamen. Dennoch, im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jhdts. führte der Gnadenort ein Schattendasein. Erst die große Pestepidemie von 1679, die Wien und seine Umgebung beinahe entvölkert hat, brachte die Menschen dazu, Schutz und Trost bei der Gnadenmutter von Maria Lanzendorf zu suchen und zu finden. Der Pilgerstrom riss fortan nicht mehr ab, aber schon 1683 wurde das Kirchlein von den türkischen Heeren erneut verwüstet und geschändet, aber nicht völlig zerstört. Das gotische Gnadenbild, eine Statue der Schmerzensmutter, gilt seither als verschollen.
    Unmittelbar nach Abzug der türkischen Belagerer schuf Anton Fiechtl, ein Bildhauer aus Gumpoldskirchen, die heute verehrte Darstellung der Pieta – wohl in Anlehnung an das ursprüngliche Gnadenbild. Die Betreuung der Kirche übernahm Wilhelm Frosch, ein Laienbruder des Dritten Ordens des Hl. Franziskus, aber das Kirchlein war dem Pilgerstrom bald nicht mehr gewachsen, und so übergab Kaiser Leopold I. 1696 den Gnadenort den Franziskanern von Wien zur Betreuung und ordnete die Errichtung eines Klosters und den Bau des heutigen Gotteshauses unter Einbeziehung der vorhandenen Substanz an. Die Kaiserlichen Majestäten, Kaiser Leopold I. und Kaiserin Eleonore Magdalena Theresia verfügten, dass die Gnadenkapelle „wegen ihres hohen Alters in ihren Mauern, in ihrer äußeren Gestalt wie auch in der Lage unverändert und unangetastet bleibe: denn sie sei ein heiliger und gnadenvoller Ort“. Mit der Grundsteinlegung am 15. September 1699 beginnt die Geschichte der heutigen Pfarr- und Wallfahrtskirche.
    Das weitere Schicksal des Heiligtums verlief wechselhaft. Das 1783 von Kaiser Joseph II. verhängte Verbot von Wallfahrtsprozessionen, aber auch die Ideologie der Aufklärung führten dazu, dass auch in Maria Lanzendorf der Pilgerstrom zusehends nachließ. Zwischen 1803 und 1808 bedrohten Überflutungen das Heiligtum, und 1809 wurde die Kirche von den Truppen Napoleons geplündert und verwüstet. Selbst das Gnadenbild war bedroht und musste, buchstäblich in letzter Minute, nach Wien in Sicherheit gebracht werden. Am 2. Dezember 1809 kehrte die Schmerzensmutter von Maria Lanzendorf in feierlicher Prozession in „Ihr Heiligtum“ zurück – es war und ist dies das einzige Mal, dass Sie den Gnadenort verlassen hat! Selbst 1945, als in den letzten Kriegstagen Maria Lanzendorf in den Bereich der Fronten geriet, blieb Sie vor Ort! Am 4. April 1945 wurden Kirchtürme und Dach in Brand geschossen und gingen in Flammen auf. Die Renovierungsarbeiten dauerten bis 1956.



    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia