Mariazell, Steiermark

  • Die römisch-katholische Basilika von Mariazell ist der wichtigste Wallfahrtsort in Österreich und einer der wichtigsten Europas. In dem im 12. Jahrhundert gegründeten Gnadenort wird ein hölzernes Mariengnadenbild verehrt.
    Um 1103 wurde das Gebiet um Mariazell dem Stift St. Lambrecht geschenkt, das dort Mönchszellen gründete, um die ansässige Bevölkerung zu missionieren. Der Legende nach geht die Gründung des Wallfahrtsorts auf den 21. Dezember 1157 zurück. Urkundlich erstmals erwähnt wird Mariazell im Jahr 1243. Ein Marienaltar wurde im Jahr 1266 eingeweiht. Die 1690 unter Verwendung älterer Teile erbaute Gnadenkapelle steht noch heute an der Stelle der ersten „Zelle“. In ihr befindet sich das spätromanische Gnadenbild, die Magna Mater Austriæ – auch Glockenmadonna bezeichnet –, eine 48 cm große Skulptur aus Lindenholz.

    mariazell-1.jpgDie Basilika Mariä Geburt

    Im 14. Jahrhundert entstand eine gotische Kirche mit einem Spitzbogenportal und einem 90 m hohen Turm, dem heutigen Mittelturm. In ihm hängt die größte Glocke der Steiermark aus dem Jahre 1950 mit einem Gewicht von 5702 kg. Das gotische Hauptportal zeigt im Tympanon die dritte Gründungslegende von Mariazell: den Sieg König Ludwigs I. von Ungarn über ein überlegenes türkisches Heer, und die Votivgabe des Königs an die Gottesmutter: das „Schatzkammerbild“.
    1420 und 1474 wurde die Kirche durch Brände beschädigt. Von 1644 bis 1683 wurde der Kirchenbau von Domenico Sciassia erweitert und barockisiert. Links und rechts des gotischen Turms wurde je ein barocker Turm errichtet, das Langhaus wurde verlängert, verbreitert und im Osten ein Kuppelraum angefügt. Der 1704 geweihte Hochaltar wurde von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfen. In den zwölf Seitenkapellen befinden sich barocke Altäre. Der plastische Schmuck der Orgelempore und des 1737 errichteten Orgelgehäuses stammt vom Wiener Bildhauer Johann Wagner aus dem Jahre 1740. Vor dem Hauptportal befinden sich zwei von Balthasar Moll 1757 angefertigte lebensgroße Bleistatuen. Auf der linken Seite steht der ungarische König Ludwig I., auf der rechten der mährische Markgraf Heinrich. 1907 wurde die Wallfahrtskirche zur Basilica minor erhoben. Sie führt den kirchlichen Titel Nationalheiligtum. Von 1992 bis 2007 wurde sie generalsaniert.




    Mariazeller Gnadenstatue

    Die Mariazeller Gnadenstatue ist 48 cm hoch und aus Lindenholz geschnitzt. Die frühgotische thronende Marienfigur hält an ihrer rechten Seite das auf ihrem Schoß sitzende Jesuskind. Das Kind hält einen Apfel, mit der linken Hand greift es nach einer Frucht, die ihm Maria reicht. Die beiden Früchte sind Symbole für die Erlösung vom Sündenfall.
    Seit dem 16. Jahrhundert war es üblich, Gnadenbilder mit kostbaren gestickten Gewändern zu schmücken. Nur an zwei Tagen ist die Gnadenstatue ohne sogenanntes Liebfrauenkleid zu sehen nämlich am Gründungstag von Mariazell, dem 21. Dezember und am Tag des Patroziniums der Basilika, zu Maria Geburt am 8. September. Über 1,5 Millionen Gläubige pilgern pro Jahr aus nah und fern zur Mariazeller Gnadenstatue, die auch unter den Namen Magna Mater Austriae, „Große Mutter Österreichs", sowie als Magna Domina Hungarorum, „Großherrin der Ungarn" und Mater Gentium Slavorum, „Mutter der slawischen Völker" angerufen wird.
    Die Marienkleider, auch genannt Liebfrauenkleider, dienen seit 1500 zum Schmuck der Gnadenstatue und wurden meist von adeligen Damen gestiftet. In einigen Fällen wurden sie von ihren Stifterinnen eigenhändig aus kostbarem Material angefertigt, oft sogar unter Verwendung des eigenen Brautkleides.



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    Der Hochaltar mit dem Gnadenbild




    Gnadenbild in der Schatz

    Die Form des Altars in der Nordschatzkammer erinnert an das Zelt, in dem König Ludwig I. von Ungarn in der Nacht vor der entscheidenden Schlacht gegen ein weit überlegenes östliches Reiterheer vor seinem Madonnenbild betete. Im Traum erschien ihm Maria, die ihn ermutigte. Am Morgen fand er das Marienbild auf seiner Brust liegend. Es gelang ihm, das feindliche Heer im Namen Mariens zu schlagen. Als Dank stiftete er das wertvolle Marienbild nach Mariazell.



    Maria erscheint König Ludwig I. von Ungarn im Schlaf

    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia