Seelenwaage

  • Die Seelenwaage (auch Seelenwägung) gilt in der christlichen Ikonografie als eines der beiden Attribute des Erzengels Michael. Sein Charakter ist es, sich gegen jeden zu stellen, der Gott als oberste Institution in Zweifel zieht. Michael gilt insbesondere als Bezwinger des Teufels in Gestalt eines Drachens oder Lindwurms (Höllensturz).

    michael-1.jpgWeiterhin spielt der Erzengel Michael in der christlichen Ikonographie eine Rolle beim Partikulargericht und beim Jüngsten Gericht. Gemäß dem Volksglauben erstellt er ein Verzeichnis der guten und schlechten Taten im Leben eines jeden Menschen und legt es an dessen Sterbetag beim Partikulargericht und am Tag des Jüngsten Gerichtes Gott für dessen Urteil über den Menschen vor (Paradies oder ewige Verdammnis). Als Attribut trägt er eine Balkenwaage in seiner Hand, die „Seelenwaage“, mit der er Gut und Böse abwägt.
    Ein frühes Beispiel der Darstellung der Seelenwägung befindet sich am Tympanon der Kathedrale Saint-Lazare im burgundischen Autun. Dort schuf der Bildhauer Gislebertus um das Jahr 1130 eine Darstellung des Jüngsten Gerichts, in der sich auch das Motiv des Seelenwägens findet. In der Kirche von Vamlingbo auf der Insel Gotland schuf der sogenannte ‚Michaelsmeister‘ um 1260 das Wandfresko der Seelenwägung des im Jahr 1146 heiliggesprochenen Kaisers Heinrich II.
    Eine Darstellung des hl. Michael als Seelenwäger findet sich in der Pfarrkirche von Maria Gail (Südkärnten), an deren Außenmauer eine Steinplastik mit einer Darstellung des Weltgerichtes angebracht ist. Abgebildet sind der Erzengel mit Schwert und Seelenwaage sowie ein weiterer Engel mit Posaune und Kreuz. Die Relief-Plastik dürfte vor 1300 entstanden sein und stellt in dieser Konstellation eine kunsthistorische Rarität dar.



    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia