Wessobrunn, Bayern

  • Das ehemalige Kloster Wessobrunn war die Keimzelle des heutigen Ortes Wessobrunn im Landkreis Weilheim-Schongau in Oberbayern. Gründer und Gründungsjahr sind nicht mehr sicher bestimmbar.

    wessobrunn-3.jpgVon der Gründung bis zur Zerstörung durch die Ungarn im Jahre 955


    Die Geschichte Wessobrunns vor dem 12. Jahrhundert liegt weitgehend im Dunkeln. Die Quellenangabe für die ersten dreieinhalb Jahrhunderte ist äußerst schlecht. Als Grund dafür wird die Vernichtung der gesamten Handschriften und Urkunden bei der Zerstörung des Klosters durch die Ungarn 955 angegeben.Das Kloster wird erstmals 817 im karolingischen Reichsklosterverzeichnis Kaiser Ludwig des Frommen urkundlich erwähnt. Für P. Coelestin Leutner, der anlässlich des 1000jährigen Bestehens der Abtei Wessobrunn 1753 seine umfangreiche „Historia Monasterii Wessofontani“ herausbrachte, gilt es als eine unbestrittene Tatsache, dass Wessobrunn eine Gründung des Bayernherzogs Tassilo III ist. Er setzt als Gründungsjahr 753 fest.„Im Jahre 753 ist Tassilo mit seinen Jagdbegleitern Wezzo und Taringeri im Rottwald zwischen Lech und Ammer auf der Jagd. Die Nacht verbringt er in einem Zelt. Im Traum sieht er eine Himmelsleiter auf der Engel auf- und niedersteigen und in der Höhe den hl. Petrus. Am Fuß der Leiter sieht er drei Quellen die kreuzförmig zusammenfließen. Am nächsten Morgen findet Wezzo diese Quellen und Tassilo lässt an dieser Stelle das Kloster errichten, dessen Patron der hl. Petrus ist.“ Aus dem damals personell großen Kloster Benediktbeuern kamen die ersten Mönche. Der erwähnte Abt Ilsung, der aus Niederalteich nach Wessobrunn berufen worden sei, wird jedoch angezweifelt. Das Kloster Wessobrunn wurde nach der Absetzung Tassilo III durch seinen Vetter Kaiser Karl 788 karolingisches Reichskloster und ab 800 der Diözese Augsburg unterstellt. Im Laufe der Zeit gewann Wessobrunn immer mehr an kulturgeschichtlicher Bedeutung und seine Aufgaben lagen vermutlich zunächst in der Urbarmachung und Kolonisierung der Gebiete zwischen Lech und Ammer und in der Christianisierung.Eine große Gefährdung und Belastung der Bevölkerung Bayerns waren seit 907 die immer wieder von Ungarn einfallenden kriegerischen Reiterherden. Zunächst bedeuteten sie wirtschaftliche Einbußen. Herzog Arnulf war gezwungen, den Klöstern umfangreiche Besitzungen wegzunehmen, um mit den Erträgen die Verteidigungskriege zu finanzieren. Hier wird von einer ersten Form der Säkularisation gesprochen, und Arnulf bekam den Beinamen „der Böse“.Im Jahre 955, wenige Wochen vor der befreienden „Schlacht auf dem Lechfeld“ ereignete sich der grauenvolle Überfall auf das Kloster. Abt Thiento und sechs Mönche wurden durch Schwerthiebe auf dem nahen Kreuzberg umgebracht. Die von Abt Thassilo Bölzl 1594 errichtete Kreuzbergkapelle erinnert noch heute an dieses Ereignis. Mit der Zerstörung des Klosters und dem Tod der Mönche war das Leben und Wirken des ersten Benediktinerklosters Wessobrunn zu Ende gegangen.

    Von der 2. benediktinischen Zeit bis zum 30jährigen Krieg

    Von 955 bis zur Neugründung des Benediktiner-Klosters im 11. Jahrhundert (1065) waren in Wessobrunn keine Benediktiner, sondern Säkularkanoniker, und Wessobrunn war Eigenkloster des Bistums Augsburgs.
    Papst Leo IX besuchte das Kloster um Probst Sintpert zu bestärken, die klösterliche Disziplin und die Abtswürde wieder herzustellen. Bischof Embrico schließlich widmete sich der Wiedererrichtung des benediktinischen Lebens. Probst Adalbero wurde nun selbst Benediktiner und leitete vom 1. November 1065 segensreich bis 1100 das Kloster. Um 1100 entstand auch ein Frauenkonvent und Wessobrunn wurde Doppelkloster. Dieses wurde jedoch um 1220 wieder aufgelöst. Mit dem Ende des Nonnenklosters und durch eine gewaltige Brandkatastrophe um 1220, die Kloster und Kirche bis auf die Grundmauern vernichtete, setzte eine neue und lang anhaltende Bauperiode ein. Das neue Münster konnte jedoch erst 1285 vollendet werden.
    Von den Auswirkungen der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen (Investiturstreit) blieb auch das Kloster Wessobrunn nicht verschont und diese führten zu großen Belastungen innerhalb des Konventes.Das Kloster erlebte in den folgenden Jahren eine wechselvolle Geschichte mit unterschiedlich bedeutenden Äbten, reger Bautätigkeit, aber auch Zeiten des Verfalls der Klosterzucht. Abt Petrus II Wittiber sah sich durch große Armut gezwungen, seine Conventualen auf andere Klöster zu verteilen.Herzog Albrecht IV beendete diese Verfallsperiode 1498 in dem er das Kloster auflöste. Mit der Neubesiedlung durch Abt Heinrich Zäch und Mönchen aus der Abtei Scheyern, die sich eng an die Statuten der Melker Reform hielten, wurde Wessobrunn wieder zu einem vorbildlichen Kloster und blieb es bis zum Zeitpunkt der Säkularisation. Dem tatkräftigen und umsichtigen Abt Gregor II Prugger gelang es in seiner langen Regierungszeit (1607-1655), die Geschicke des Klosters durch die schwierige Zeit des 30jährigen Krieges zu führen.

    wessobrunn-1.jpgDie Abtei Wessobrunn nach dem 30jährigen Krieg

    Die Äbte des Klosters Wessobrunn bemühten sich stets um die wissenschaftliche Ausbildung ihrer Mönche und haben diese auch zielbewusst gefördert. Es gingen im 18. Jahrhundert nicht weniger als 30 Professoren aus Wessobrunn hervor. In der Zeit nach dem 30jährigen Krieg traten die Wessobrunner Äbte besonders hervor als Bau- und Barockprälaten. Unter Abt Leonhard wurde mit einer grundlegenden Neugestaltung und mit umfangreichen Neubauten der Klosteranlage begonnen. Der von dem ortsansässigen Baumeister Johann Schmuzer stammende Idealplan konnte jedoch nicht vollständig verwirklicht werden. Trotz des Widerstandes der Bevölkerung, bei der Räumung des Friedhofs und des Konventes in dem Vorhaben die Gebäude im modernen Baustil umzugestalten, setzte er sich für die Verwirklichung seiner Pläne zielstrebig ein.
    Weltliche Fürsten, Prälaten und Pröbste der umliegenden Klöster nahmen an den Festlichkeiten und Pontifikalämtern teil und es wurde „Gott und dem Stifter“ gedankt. Wolfgang Winhard stellt fest, dass Wessobrunn im 18. Jahrhundert ein Schwerpunkt marianischer Frömmigkeit war und von keinem Kloster übertroffen wurde.
    Im Jahr 1803 war das Ende der Klöster in Deutschland besiegelt. Der Paragraph 35 des Reichsdeputationsbeschlusses trat in Kraft und berechtigte auch die bayerischen Kurfürsten Klöster aufzuheben und deren Vermögen zu beschlagnahmen. Schon im Vorfeld wurden ab der Jahrhundertwende die Klöster immer größeren Repressalien ausgesetzt.


    wessobrunn-2.jpgMarienbild Mutter der schönen Liebe

    Die Marienverehrung hatte in Wessobrunn seit Jahrhunderten einen festen Platz. Schon die erste Kirche aus der Karolingerzeit und ebenso das „Alte Münster“ waren Maria geweiht. Das Fest der Unbefleckten Empfängnis wurde bereits 1165 feierlich begangen.
    Wir dürfen annehmen, dass Wessobrunn zumindest im süddeutschen Raum der Ort ist, an dem dieses Fest zuerst gefeiert wurde. Das Wessobrunner Gnadenbild „Mutter der heiligen Hoffnung“ in Steinguss zwischen 1235 u. 1250 angefertigt, befindet sich, wie schon erwähnt, im Bayerischen Nationalmuseum in München. Nach Forschungen von Hugo Schnell gilt dieses Kunstwerk als das „älteste heute noch erhaltene marianische Gnadenbild Bayerns.“
    Um 1700 kam das Bild der „Mutter der schönen Liebe“ nach Wessobrunn. P. Placidus Angermayer kam 1692 zum Studium nach Prüfening und brachte von dort das Bild des Prüfeninger Malers und Benediktiners Innozenz Metz mit. Als Vorbild dieser Darstellung ist das Bild der „Mutter mit dem geneigten Haupt“ zu sehen, das damals schon verehrt und auch in Kupferstichen verbreitet war. P. Placidus gründete eine Bruderschaft zu Verehrung der „Unbefleckten Empfängnis“. Zusammen mit einer Bittschrift schickte er eine Kopie des Bildes nach Rom und Papst Clemens XI soll beim Anblick dieses Bildes ausgerufen haben: „In diesem Bild liegt etwas Himmlisches, es verdient eine Bruderschaft.“
    Am 17. Mai 1711 konnte die Bruderschaft feierlich eröffnet werden. Sie breitete sich erstaunlich rasch und weit aus. Schon am ersten Tag ließen sich tausend Mitglieder eintragen. Bereits 1714 kann P. Placidus im Jahresbericht Mitglieder aus Ländern wie Ober- und Unterösterreich, Kärnten, Gran, Steiermark, Salzburg, Tirol, der Pfalz, Schwaben und Franken aufzählen. Kurfürst Max Emmanuel ließ sich am 4. August mit seiner Gemahlin und den Prinzen eintragen und stiftete eine eigene Kapelle. Aufgrund der großen überörtlichen Bedeutung, erhob Papst Benedikt XIV am 10. Februar 1757 die Bruderschaft in den Rang einer Erzbruderschaft.



    Hinweise

    Quelle
    Wikipedia